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"Verschandelter" Walchensee?

Unter diesem Titel erschien im Tölzer Kurier am 30.4/1.5.2022 ein Artikel zum Thema "Landkreis-Bürger beklagen "extreme" Pegelabsenkung - Uniper nimmt Stellung". (link)

Hierzu eine Notiz:
Der Pegel des Walchensees wurde am Anfang April 2022 um knapp 3m gegenüber seinem mittleren Seespiegel abgesenkt. Rechtlich wären maximal 6,5m zulässig, aus betrieblichen Gründen werden jedoch höhere Absenkungen als ca. 4m vermieden.

Der Vertreter von Uniper versucht in dem Artikel, die erhebliche saisonale Absenkung durch einige Argumente zu rechtfertigen. Hierzu ist unseres Erachtens Folgendes zu sagen:

1. Absenkung wegen Schneeschmelze?
  • Die Schneemassen im Einzugsgebiet des Walchensees nehmen schon seit Jahren kontinuierlich ab.
  • Der Pegel des Sees muss keineswegs abgesenkt werden, um die "zusätzlichen" Wassermengen auffangen zu können. Der umfangreichste Abfluss in den See z.B. im Jahr 2016 fand im Monat Juni statt, also zu einer Zeit, in der der Pegel schon wieder seinen Normalzustand erreicht hatte.
  • Auch dieser Abfluss konnte vom Kraftwerk ohne Engpässe voll genutzt werden.

2. Absenkung wegen Hochwasserschutz?
  • Langanhaltender Starkregen trat in der Region Walchensee in den vergangenen Jahrzehnten im Sommer auf. Hier ist der Pegel jedoch im Normalzustand.
  • Die Isar-Überleitung von Krün zum Walchensee kann theoretisch nur einen sehr begrenzten Teil der aus dem Karwendel strömenden Wassermassen in den Walchensee umleiten. In der Praxis wird die Überleitung bei Starkregen oft geschlossen, um ein Eindringen von Geschiebe zu verhindern!
  • Der Walchensee muss bei Starkregen vor allem die Niederschläge aus seinem eigenen Einzugsgebiet aufnehmen. Durch seine große Fläche bleibt (im Gegensatz zu der Situation bei engen Tälern) die Pegelerhöhung moderat.
  • Bei dem Jahrhunderthochwasser im Sommer 2005 konnte durch kluges Handel der verantwortlichen Stellen ein Überlaufen des Sees verhindert werden.
  • Fazit: Eine starke Absenkung des Sees aus Gründen des Hochwasserschutzges ist nicht zu rechtfertigen. Es genügt unseres Erachtens ein moderates Absenkungsmanagment, das von den zuständigen Stellen festzulegen ist.

3. Absenkung wegen Restwasserableitung?
  • Der Betreiber des Walchenseekraftwerks ist ganzjährig dazu verpflichtet, von der aus Mittenwald kommenden Isar am Beginn der Isarüberleitung bei Krün eine Mindestmenge an Wasser in den Oberlauf der Isar Richtung Sylvensteinspeicher abzuleiten, um dort eine Austrocknung zu verhindern. Alles darüber hinausgehende kann er über die Isarüberleitung in Richtung Walchensee leiten und dort im Kraftwerk nutzen.
  • Messdaten zeigen, dass die bei Krün ankommende Wassermenge ganzjährig deutlich über dieser Mindestmenge liegt. Damit ist eine "Austrocknung" der oberen Isar nicht gegeben. Das Walchenseekraftwerk muss keineswegs die Überleitung von Isarwasser von Krün zum Walchensee reduzieren und dadurch den Pegel des Sees absenken.


Dass eine Absenkung wie Anfang April den Unmut von Bürgern erregt, ist verständlich, wird doch dadurch das einzigartige Naturjuwel Walchensee wirklich verschandelt und in der Uferregion ökologisch erheblich beeinträchtigt. Hier müssen künftig neue Regelungen den Anforderungen unserer Zeit Rechnung tragen.
Positionspapier zum künftigen Kraftwerksbetrieb:

Zum 30. September 2030 laufen die Konzessionen für die Wasserkraftnutzung durch das Walchenseekraftwerk-System aus. In diesem Zusammenhang fordern 13 Vereine und Verbände, darunter auch das Forum Walchensee bereits jetzt einen besseren Schutz der Oberen Isar sowie ihrer Nebengewässer und Seen im Einzugsgebiet des Kraftwerks.
 
Ein gemeinsam erarbeitetes Positionspapier wurde am Montag, dem 29.3.2021 der Öffentlichkeit vorgestellt. Wichtigstes Ziel ist ein ökologisch verbesserter Kraftwerksbetrieb.





Isar-Abflussmenge im Winter

Im Zusammenhang mit einer künftig neu festzulegenden maximalen Absenkung des Pegels am Walchensee sind wir der Frage nachgegangen, ob sich die Abflussmenge der Isar in den Wintermonaten der vergangenen Jahre mit einer eindeutigen Tendenz verändert hat.

Da für die Mess-Stelle Krün keine Daten öffentlich vorliegen, mussten wir auf Mittenwald zurückgreifen.

Hier eine vorläufige Abschätzung für die Wintermonate Dezember bis März 2008 bis 2020.

Quelle: https://www.gkd.bayern.de/de/fluesse/
abfluss/isar/mittenwald-16000708

Hinweis: Für den Zeitraum Mitte 2009 bis Mitte 2011 liegen für den Pegel Mittenwald keine Werte für den Abfluss vor.
Trotz der natürlichen hohen jährlichen Schwankungen der Werte ist die Tendenz einer langfristigen Zunahme der Abflussmenge der Isar in den Wintermonaten deutlich erkennbar.
Die Ursache wird überwiegend darin zu sehen sein, dass durch die Klimaerwärmung im Winterhalbjahr weniger Niederschlag in Form von Schnee liegen bleibt und vermehrt Wasser unmittelbar abfließt.
 
Fazit:
Die früher berechtigte Sicht, im Winter durch ein hohes Absenken des Seepegels einen Teil der zu dieser Zeit geringeren Abflussmengen ersetzen zu können, verliert zusehends an Gewicht.
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