>

Ökologie-Ökonomie - Forum Walchensee

MENU
Forum Walchensee
Direkt zum Seiteninhalt
Ökologie und Ökonomie



Ökologie und Ökonomie am Walchensee -
Wiedergutmachung und Neubewertung






Seit fast hundert Jahren wird der Walchensee im Winterhalbjahr um mehrere Meter abgesenkt. Am Ufer entsteht dadurch eine bis zu 100 m breite "Schlammkrawatte".

Einer der schönsten Naturseen Europas ist jedes Jahr über Monate hinweg nicht in seinem natürlichen Zustand und gibt am Ufer ein hässliches Bild ab.

Hier kann sich keine natürliche Flora und Fauna entwickeln.

Das ist nicht nötig.

Der aktuelle Nutzungsvertrag zwischen dem Kraftwerksbetreiber und dem bayrischen Staat geht auf eine Zeit zurück, in der das Kraftwerk noch einen höheren prozentualen Beitrag zur Stromversorgung in Bayern zu leisten hatte. Die Erlaubnis, den Wasserspiegel des Walchensees im Winter maximal sechs Meter absenken zu dürfen, machte es damals möglich, die im Winter zurückgehende Energiegewinnung der bayrischen Flusskraftwerke etwas auszugleichen.

Heute hat sich die Rolle der Wasserkraftwerke innerhalb der regenerativen Energielandschaft grundlegend verändert und definiert sich neu.

Heute punktet das Walchenseekraftwerk dadurch, dass es elektrische Energie kurzfristig und damit zu interessanten Konditionen am europäischen Strommarkt bereitstellen kann.  

Hierfür genügen unseres Erachtens moderate Pegelschwankungen mit einer maximalen Absenkung von einem Meter.

Hierzu eine Modellrechnung:





Kraftwerkserlöse und Pegelabsenkung







Wie steigern sich die Kraftwerkserlöse durch die große Pegelabsenkung am Walchensee?
Eine Abschätzung anhand von öffentlich zugänglichen Messdaten:



Für die Jahre 2015 und 2016 wurden folgende Größen in jeweils monatlichen Durchschnittswerten zusammengestellt:
 
- die Wasserzuflüsse in den Walchensee
- die Pegelstände des Sees
- die Abflussmengen in die Kraftwerke
- die daraus entstandenen und auf dem Strommarkt verkauften Energiemengen
- die dadurch z.B. an der Strombörse Leipzig auf dem Spotmarkt erzielten Erlöse


Eine reale Betrachtung der Erlössituation kann naturgemäß von unserer Seite her nicht erfolgen. Unabhängig davon kann jedoch mit den vorliegenden Daten abgeschätzt werden, wie stark sich die jährlichen Erlöse durch die große winterliche Pegelabsenkung prozentual erhöhen:

1. Schritt: Bestimmung der monatlichen Wassermengen, die zu den Walchenseekraftwerken fließen, einmal real d.h. mit Berücksichtigung von tatsächlichen großen Pegelveränderungen und einmal fiktiv d.h. ohne Pegelveränderungen.

2. Schritt: Berechnung der monatlichen Energiemengen, die von den Kraftwerken bereitgestellt und verkauft werden, einmal real (mit Berücksichtigung von tatsächlichen großen Pegelveränderungen), einmal fiktiv (ohne Pegelschwankungen).

3. Schritt: Berechnung von monatlichen Erlösen anhand von durchschnittlichen realen Preisen der Leipziger Strombörse, einmal real (mit Berücksichtigung von tatsächlichen großen Pegelveränderungen), einmal fiktiv (ohne Pegelschwankungen).

4. Schritt: Bestimmung von monatlichen prozentualen Steigerungen (bzw. Verringerungen) der in Schritt 3 berechneten Erlösen durch Verhältnisbildung von Erlös-Differenzen (d.h. Erlöse mit Pegelschwankungen minus Erlöse ohne Pegelschwankungen) und den zugehörigen Erlösen ohne Pegelschwankungen.

Ergebnis:
Der prozentuale Mehrerlös durch die hohe winterliche Pegelabsenkung des Walchensees bewegt sich für die Jahre 2015 und 2016 mit hoher Wahrscheinlichkeit im unteren einstelligen Bereich.

Hierzu einige Diagramme  (2016):

Die hierfür nötigen Daten fanden sich in öffentlich zugänglichen Quellen:

- Hochwassernachrichtendienst Bayern  http://www.hnd.bayern.de/  
- Gewässerkundlicher Dienst Bayern  http://www.gkd.bayern.de
- Unterlagen von eon: http://www.wasserkraft-ja-bitte.com
- Unterlagen von Uniper: https://www.uniper.energy/de/unser-geschaeft/unsere-standorte/walchensee.html
- Strombörse Leipzig:   http://www.bricklebrit.com/stromboerse_leipzig.html
Im Diagramm (6) der Modellrechnung ist deutlich erkennbar, dass 2016 die Erlössteigerung durch die hohe jährliche Absenkung nur  p =109.000€/5.608.000€ = 1,9% beträgt!

Für das Jahr 2015 ergibt sich ein Wert von p = 2,02%.


Sind diese niedrigen Werte plausibel? Wir denken ja:

1. Die Erlössituation wird nicht nur durch die Preise am Strommarkt bestimmt, sondern gleichermaßen durch die jeweils beteiligten Wassermengen:

Durch das Kraftwerk flossen 2016 insgesamt etwa 600 Mio m3 Wasser.  
Das durch die große Absenkung erzeugte Speichervolumen betrug 2016 ca. 3,69m x 16,3km2 =  60,1 Mio m3..

Das  sind nur etwa 10% der gesamten genutzen Wassermenge! Das bedeutet, dass durch die hohe jährliche Absenkung nur etwa 10% der jährlich bereitgestellten Energie von den Sommer- in die Wintermonate verlagert wird!

2. Hinzu kommt, dass die kleineren Kraftwerke der Kraftwerksgruppe (Niedernach- Obernach- Schönmühl-) allein schon etwa ein Drittel der gesamten Energiebereitstellung übernehmen, aber an der Pegelabsenkung nicht teilnehmen.

  
   


Fazit:
Die Mehrerlöse im Winter (beim Absenken des Pegels) liegen zwar etwas über den zugehörigen entgangenen Erlösen im Frühsommer (beim Wiederauffüllen des Sees), auf den gesamten jährlichen Erlös bezogen bleibt dieser ökonomische Vorteil jedoch sehr gering.  


Zurück zum Seiteninhalt